Heute wird es ein wenig bitter. Ich rede auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern komme direkt zum Punkt. Rund 1,4 Milliarden Menschen weltweit leben in extremer Armut und haben lediglich etwa 1,50 Euro am Tag für Essen zur Verfügung. Bei einem 2 Personen Haushalt sind das auf den Monat gerechnet 84 Euro für Lebensmittel. Für einge Menschen ist das der normale Wocheneinkauf, oder sogar ein Abendsessen im Restaurant. Ich werde jetzt nicht damit anfangen und sagen, dass gute Essensqualität nun mal seinen Preis hat und Menschen, die sich das nicht leisten können halt Pech haben. Als ich damals studiert habe, hatte ich ein Essensbudget von 3 Euro pro Tag und das empfand ich damals schon als wenig. Ich habe jeden Cent umgedreht und mir dreimal überlegt, ob ich gewisse Produkte wirklich brauche. Natürlich hab ich mir dann und wann was gegönnt, aber ich habe mit meinem Geld haushalten müssen und auswerts mit Freuden essen war ein Luxus, den ich mir nur äußerst selten leisten konnte.
Wenn ich dann noch daran denke, wie viele Lebensmittel weggeschmissen werden, obwohl sie noch gut sind und es nicht von der hand zu weisen ist, dass es Menschen gibt, die diese Lebensmittel brauchen, wird mir ganz flau im Magen. Oder wie viel mit Absicht produziert wird, damit es an Biogasanlagen verkauft werden kann, obwohl diese Lebensmittel ebenfalls gegessen werden können…das macht mich wütend und traurig. Wir ihr wisst, nutzt das Blogteam auch Too Good To Go, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und auch zu Hause haben wir uns so eingestellt, dass wir möglichst alles nutzen, was wir haben.
Um nun jetzt auch darauf aufmerksam zu machen, wie das Leben mit 1,50 Euro am Tag für Lebensmittel aussieht, haben mein Freund und ich beschlossen, am Limit zu leben.
1 Haushalt, 2 Personen, 84 Euro für Lebensmittel. Ob und wie wir das bewerkstelligt haben, könnt ihr hier nachlesen.
Zu allererst haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was wir den Monat über essen wollen. Fleisch würde diesen Monat sehr reduziert werden. Darüber hinaus haben wir beschlossen, dass wir viel auf Masse kochen, denn so haben wir für mehrere Tage Essen – was bei zwei berufstätigen Menschen gar nicht so schlecht ist – und können Reste einfrieren. Brot würden wir mit einer Backmischung selber backen, denn das ist günstiger, als ein abgepacktes Brot und ergibt auch mehr Scheiben.
Ein bisschen Luxus wollten wir uns dennoch gönnen, darum schrieben wir Chips auf und da es auch noch Hochsommer war, landete zusätzlich Eis auf der Einkaufsliste.
Da wir beide im Einzelhandel arbeiten, hatten wir grob die Preise im Kopf und konnten so schon einmal überschlagen, was uns der Monat kosten würde. Mit 84 Euro und einer großen Einkaufsliste bewaffnet machten wir uns also auf. Auf dem folgenden Bild könnt ihr sehen, was wir alles geholt haben. Dank vieler Angebote und Saisonartikel haben wir eine ganze Menge an Lebensmitteln nach Hause gebracht. Wie ihr auf der großen Rechnung sehen könnt, steht unten Katzenfutter. Man kann sich jetzt darüber streiten, ob man das in sein Budget einrechnen möchte, da es schließlich keine Lebensmittel für uns sind, aber wir haben es einfach mal gemacht.
Denn im Ausgleich habe ich noch vorhandene Lebensmittel aus meinem Vorratsschränken genommen, die ich nicht in mein Budget eingetragen habe. Man verbraucht nämlich nicht alles, was man im Monat gekauft hat. Öl, Gewürze, Nudeln und Reis halten sich zum Beispiel sehr lange, genauso wie Konserven. Ab gesehen davon wäre es unsinnig gewesen, wenn ich für dieses Experiment alles neu gekauft hätte.
Desweiteren haben wir von der Oma meines Freundes etwa zwei Kilo Erdbeeren aus dem eigenen Garten geschenkt bekommen, die wir vorweislich in den Gefrierschrank gelegt haben und auch nicht mit ins Budget gerechnet haben.
Nach beiden Einkäufen kamen wir summa summarum auf 78,62, also hatten wir noch knappe 4 Euro für den Rest des Monats (Spoiler: Die sind dann im Laufe der nächsten Wochen für Aufschnitt draufgegangen).
Zu Hause angekommen, wurden alle Einkäufe verstaut und wir setzten uns daran, das frische Obst und Gemüse zu verarbeiten, damit es auch einen Monat lang haltbar war. Foodprepping scheint ja mittlerweile ein richtiger Trend zu sein, aber ich verstehe da irgendwie was anderes drunter. Ich koche keine ganzen Mahlzeiten für eine Woche vor, ich bearbeite eher Lebensmittel so, dass ich möglichst lange etwas davon habe.
Wir haben beide Brotbackmischung benutzt und das daraus entstandene Brot in Scheiben geschnitten und portionsweise eingeforeren. Aus etwa 250 g Haferflocken habe ich selber Hafermehl gemacht, weil ich das für ein paar Rezeptideen verwenden wollte. Dieser Weg war günstiger, als fertiges Hafermehl zu kaufen.
Auf unserer Essensplanung standen unter anderem Smoothies für die Arbeit, also haben wir einige der Bananen in Scheiben und ein paar Äpfel in Stücke geschnitten, damit wir sie zusammen mit den schon eingefrorenen Erdbeeren nur noch in den Smoothiemaker werfen müssen. Ich hatte noch zwei Paprika und zwei Zucchini übrig, die mir mein Nachbar aus dem eigenen Garten geschenkt hatte, die habe ich kurzer Hand auch kleingeschäbelt und eingefroren. So bin ich mit all dem Obst und Gemüse vorgegangen. Ich habe es unterschiedlich kleingeschnitten, in Gefrierbeutel gepackt, gut verschlossen und eingefroren. Bei einigen Äpfeln habe ich das Kerngehäuse rausgenommen und sie in Scheiben geschnitten. Was ich daraus und den anderen Sachen auf der Liste gemacht habe, seht ihr in wenigen Einträgen. Ich sage es nur schon mal vorne weg. Ich habe nicht jede einzelne Mahlzeit dokumentiert und vieles hat sich auch wiederholt, aber alles in allem haben wir den Monat gut überstanden. Es ist möglich, aber sehr arbeitsaufwendig. Natürlich ist das meine persönliche Meinung und jeder ist frei dazu, das anders zu sehen 🙂 .
Als kleines Beispiel habe ich einen riesigen Topf Chili gekocht. Neben den Gewürzen habe ich ausschließlich das genommen, was ihr oben auf dem Bild seht. Die Dose Baked Beans hatte ich noch im Vorratsschrank und ich war der Meinung, dass sie das Chili sehr gut ergänzen würde. Heraus kam ein Gericht mit 8 Mahlzeiten, was für uns zwei für vier Tage gereicht hat. Zusammengerechnet waren es etwa 6 Euro, also knappe 75 Cent pro Portion. Dieses Chili war eines der wenigen Fleischgerichte in diesem Monat. Hätten wir ein vegetarisches Bohnenchili gemacht, wäre es deutlich günstiger gewesen, aber ich wollte hierbei nicht auf Fleisch verzichten.
Es ist wirklich machbar, aber halt nicht das Gelbe vom Ei. Natürlich ist es nicht so, wie es in manchen Foren beschrieben wird, dass man sich einen Monat lang nur von Nudeln und Pesto ernähren kann! Ich mein, zumindest nicht für mich. Ich koche gerne, ich experimentiere gerne und frei Schnauze was zusammenrühren macht mir Spaß und es schmeckt dann auch. Mir ist bewusst, dass das bei eingen bis vielen Menschen nicht der Fall ist, deswegen teile ich meine Erfahrungen. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, der sich ebenfalls in so einer Situation befindet.
Sei gegrüßt Chiara!
Danke für die Einblicke in dein Experiment.
Dass dieses Experiment überhaupt “nötig” ist, ist eine ganz andere Sache, auf die ich jetzt gar nicht eingehen möchte, da mich das nur unfassbar wütend machen würde.
Wenn man beim Gemüse und Obst zusätzlich noch auf Regionalität und Saisonalität achtet, lassen sich noch ein paar Cents einsparen, könnte ich mir vorstellen. Ich bin aber zum Glück in der Situation, nicht so sehr darauf achten zu müssen.
Ich wünschte da würde für alle gelten.
Liebe Grüße
Marina
Hallo Marina!
Da hast du völlig Recht, wenn man Saisonobst und -gemüse kauft, ist es defintiv günstiger. Bei der Regionalität ist es (leider) nicht immer günstiger, aber da bin ich mittlerweile auch so gepolt, dass ich lieber regionale Ware hole. Abgesehen von Obst/Gemüse, was in Deutschland nicht wächst…Was vielleicht auch noch ein guter “Tipp” ist: Fabriken produzieren auch Waren -z. B. Konserven – für zwei Firmen, der Inhalt ist aber komplett identisch. Die Produkte kosten unterschiedlich, es handelt sich aber um das gleiche Produkt. So kann man auch Geld sparen.
Welche Marken das sind, kann ich nicht auswendig sagen, aber das kann man rausfinden.
Ich muss dir bei deinem zweiten Satz auch zustimmen. Ich bin auf die “Idee” gekommen, weil ich in meinem Job im Lebensmitteleinzelhandel so viele Gespräche und Verhalten von Kunden mitbekomme, dass ich es einfach nicht mehr ignorieren kann. Ich bin zum Glück auch nich (mehr) in der Situation, dass ich darauf achten muss, aber man weiß ja nie…